Benjamin Creme
1922 - 2016

Share International gedenkt des Malers Benjamin Creme, der seiner Zeit weit voraus war, mit einem Sonderbeitrag über dessen künstlerische Entwicklung und Bilder. In den folgenden Auszügen einiger Artikel, die in der Share-International-Magazinausgabe Juli/Augst 2017 erschienen sind, werden verschiedene Aspekte von Cremes Werk und den enormen Beitrag, den er damit geleistet hat, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Neues und Faszinierendes aus der Biografie Cremes zeigen auch, wie eng dessen Beziehung zu seinem Meister war und wie dies seine, eine außergewöhnliche Energie ausstrahlenden Bilder durchdrungen und geprägt hat.

Benjamin Creme – ein esoterischer Künstler, der seiner Zeit voraus war
von Phyllis Power

Um 1964 herum begann sich Benjamin Cremes Kunst radikal zu wandeln. Das war die Lebensphase nach seinem folgenreichen Gelöbnis, für Maitreya zu arbeiten – nachdem er telepathisch von seinem Meister kontaktiert worden war – und bevor er während einer 1972 beginnenden Periode intensiver Schulung gebeten wurde, diese Arbeit in vollem Umfang aufzunehmen. Benjamin Cremes Kontakt zu seinem Meister war noch privater und persönlicher Natur, und er sprach selten darüber. Er hatte eng mit den Weltraumbrüdern zusammengearbeitet, aber das war nun zu Ende gegangen. Etwa 10 Jahre lang war er relativ frei, sich auf seine Malerei zu konzentrieren.
Benjamin Cremes Malerei war, wie er selbst sagte, eine persönliche Begabung, mit der er geboren wurde und die er früh in seinem Leben erkannt hatte. Als er 13 war, fand er am Boden zufällig den Stummel eines weichen Bleistifts und entdeckte, wie gut er damit Hell und Dunkel herausarbeiten konnte, wofür ihn sein Kunstlehrer lobte. Es war eine Offenbarung für ihn. Erst viel später erfuhr er, dass der Stift von seinem Meister dorthin platziert worden war – aber von da an war er fest entschlossen, dass Maler zu werden seine Lebensberufung sei, und arbeitete hart daran, ohne Ermutigung vonseiten seiner Familie...
Benjamin Cremes Porträts aus seinen frühen 20ern, im Stil oft vage kubistisch, waren außergewöhnlich reif und vollendet. Viele hatten auch in ihrer Wirkung auf den Betrachter eine ganz besondere Eigenheit: eine Mischung aus präzisen, sorgfältig ausgearbeiteten formalen Elementen und entwaffnender Zärtlichkeit. In den beiden nächsten zwei Jahrzehnten malte er vor allem Porträts und später Landschaften. Und obwohl der Kontakt noch nicht bewusst war, war sein Meister nie weit entfernt, wie es in Benjamin Cremes Gemälde „The Prophet“ („Der Prophet“, 1942) ersichtlich ist, das er mit nur 20 Jahren malte.

Moderne Mandalas
Der Wandel in Benjamin Cremes Arbeit, der sich etwa ab 1964 abzeichnete, war dramatisch: von den abstrakten Landschaften, die er damals malte, zu den Arbeiten, die inzwischen als seine „esoterische Kunst“ bekanntgeworden sind, mit der die Leser von Share International vertraut sind und die er in der Broschüre präsentiert, die in Verbindung mit den lithographischen Reproduktionen seiner Arbeit erstmals von den japanischen Gruppen herausgegeben wurden.
Benjamin Creme bezeichnet viele der neuen Gemälde als moderne „Mandalas“ – Bilder, die symbolisch Aspekte des Universums darstellen und durch die Freisetzung der ihren Formen innewohnenden Energie als Objekte für Meditation und zum Erkenntnisgewinn verwandt werden können. Es sind Bilder, die den Betrachtern eine Erfahrung vermitteln können, die einer tiefen Meditation vergleichbar ist, wenn sie die Einheit mit dem Kontemplationsobjekt und dadurch auch eine Verbundenheit mit allem, was ist, erfahren. Für Benjamin Creme ist diese Erfahrung der Einheit gleichbedeutend mit Schönheit, die sich in allen Lebensaspekten finden lässt.
„Schönheit ist Ausdruck einer göttlichen Idee, und wenn wir mit unseren Möglichkeiten diese Idee manifestieren können, entsteht Schönheit. Das steht hinter aller großen Malerei, Musik, Poesie und Literatur, hinter allen großen wissenschaftlichen Entdeckungen in der Welt, hinter allen großen intuitiven Erkenntnissen über das Wesen der Wirklichkeit – im religiösen Sinne –, in der wir leben. Sie alle zeichnen sich durch eine Schönheit aus, durch eine göttliche Kraft, der wir nur begegnen, wenn wir mit den höchsten, geheimnisvollsten Lebensbereichen in Berührung kommen. Wenn wir über den tieferen Sinn des Lebens nachdenken, ist Schönheit das Ergebnis.“ (Benjamin Creme: Die Kunst der Zusammenarbeit) ...
Die Mandala-Bilder, die Benjamin Creme damals zu malen begann, waren in ihrer Absicht spezifisch spiritueller Natur und vermittelten dem Betrachter, indem sie als Meditationshilfe dienten, ein Verständnis des Universums der esoterischen Lehren wie auch eine Erfahrung der Einheit. Benjamin Cremes Beschreibung von „Open Mandala“ („Offenes Mandala“) geht weiter, indem sie sich auf die Energie fokussiert, die von der „Leere“, die das Gemälde abbildet, ausstrahlt, und die wiederum eine umgekehrte energetische Reaktion im Betrachter hervorruft.
„Im Raum schwebend konfrontiert ‚Open Mandala‘den Betrachter mit einer Leere, die seine Aufmerksamkeit erregt und sie auf die Leere des Kosmos lenkt. Wenn man sich auf das Zentrum des Bildes konzentriert, erzeugt die Leere im Betrachter die Aspiration und den Wunsch nach allumfassender Einheit. Infolgedessen setzt diese Leere Energie frei, um die Aspiration des Betrachters und seinen Wunsch nach Einheit zu stimulieren und wiederzubeleben. Das Bild kann eine dynamische Meditationshilfe sein, die bei ernsthafter und regelmäßiger Anwendung die Weiterentwicklung fördert.“ (Benjamin Creme, Esoterische Kunst) ...

Die Rolle des Meisters
„[Mein Meister] hat mich enorm beeinflusst. Es gab eine Serie von größeren Gemälden, und er sagte: Deine Bilder sind zu klein. Er brachte Ideen zu großen Gemälde ein, die ich nie gemacht hätte, wenn es der Meister nicht vorgeschlagen hätte. In jedem Bild, das ich male, hat er seine Hand im Spiel... Ich zeichne und male, und er arbeitet mithilfe meiner Hand. Ich lasse ihn das in dieser Weise machen. Er kann viel besser zeichnen als ich, ebenso gestalten und vieles mehr, und am Ende habe ich ein großes und groß angelegtes interessantes Symbol vor mir, wissen Sie. Aber ich musste es selbst tun. Der Meister gibt den ersten Anstoß dazu und er macht vielleicht einen Entwurf für Inhalt, Ausmaß und so weiter. Aber ich muss das Bild malen, die Farben finden, die Relationen und all das. Aber er hatte dabei so ausgeprägt seine Hand im Spiel, dass es mit seiner Energie aufgeladen ist.
Dadurch sind alle meine Bilder aufgeladen, und wenn Leute sie betrachten, wenn sie sie fünf oder sechs Minuten lang ernsthaft betrachten und nicht nach etwas suchen, sondern sie einfach betrachten, öffnet sich für den Meister eine Tür. Er wird dadurch, dass sie mein Bild betrachten, angesprochen und kann sie sehen, er sieht, was sie brauchen, was er tun kann, wobei das vielleicht eine Heilung oder irgendeine Form von Stimulierung sein kann. Er kann ihnen Energie spenden, er kann etwas tun, wenn sie in Meditation vertieft sind, was sie selbst nicht tun können. Es ist eine Arbeit, die wir zusammen machen, der Meister und ich...
Bei jedem der [esoterischen Gemälde] gab mir der Meister die Idee ein, die aber einfach in mir aufblitzte, er sagte nicht: Male ein Bild über dies oder das. So geschieht das überhaupt nicht. Es war nur ein Gedankenblitz, woraufhin ich das Bild zu malen begann. Während des Malens wurde ich mir darüber klar, wovon es handelt, wie es der Begleittext dazu dann erläutert... (siehe Benjamin Creme: Esoterische Kunst), aus der Sicht des Meisters. Was ich machte, was er durch meine Bilder machte, war wie ein sehr weit gefasster und beiläufiger Schnappschuss der zeitlosen Weisheitslehren. Obgleich ich mich nicht hinsetzte, um selbst eine bestimmte Lehre weiterzugeben, lernte ich das nur, indem ich das Bild malte.“

Benjamin Creme
Benjamin Creme in seinem Atelier vor dem Bild „The Prophet“ („Der Prophet“), 1942
Foto: Jane England

„The Prophet“ (1942)

Benjamin Creme: „Der Meister sagte, dass er mir das eingegeben habe und es ein Prophet sei.
Es ist ein sehr kraftvolles Bild. Es ist ein alter Mann mit einem sehr langen Gesicht, er sieht
geradeaus, eine Hand weist auf etwas hin, die andere hält ein Buch hoch, und er trägt so ein
Ding über seiner Schulter, wie es die alten Propheten taten... Ich wusste nicht, dass ich mal ein
Prophet werden würde, aber genau das habe ich dann seit 1975 getan, und ich hatte auch keine
Ahnung, warum ich den Propheten malte, es wäre mir nie eingefallen, und ich habe keine Ahnung,
aus welchem Grund ich es tat, aber ich habe es gemacht, und das ist der Grund.“
(Dezember 2013)


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